Eigentlich geht es beim Viehscheid darum, dass der Hirte seine Schützlinge, nämlich die Rinder und Pferde nach dem Alpsommer an die Besitzer zurückgibt. Dafür hat man damals wie heute einen Treffpunkt ausgemacht, den sogenannten Scheidplatz und nach Verladen der Tiere in Tieranhänger noch ein Bierchen zusammen getrunken und besprochen, was in der letzten Zeit so alles passiert ist. Dann ist der Bauer aus dem Allgäu oder dem BregenzerWald mit seinen wohlgenährten Tieren wieder nach Hause gefahren und der Älpler hat sich zum esten mal seit dem Beziehen der Alpe rasiert.
Warum manche Tiere geschmückt sind und manche nicht, fragen sich einige Gäste.
Wenn kein Tier während der Alpzeit zu größerem Schaden gekommen ist und gesund dem Besitzer zurückgegeben werden kann ist der Alphirte so erleichtert, dass er oder eher die beteiligten Frauen, tagelang auf den Weiden und in den Wäldern nach Ästen, Kräutern, Blumen, Sträuchern, etc. suchen und diese dann aufwändig zusammen binden, um die Kühe, Ochsen, Jungtiere und Rösser am Tag des Alpabtrieb zu schmücken, damit Jeder sehen kann, dass Alles gut gegangen ist. Die beste Kuh bekommt den größten Kranz und darf neben dem Hirten vorneweg gehen.
Die ganze Familie und das ganze Personal des Hirten ist emsig bei der Sache und darf im feinen Gewand das Vieh ins Tal treiben.
Heutzutage ist der Viehscheid eine beliebte Touristenattraktion und wird vielerorts beworben.
So ist das auch im Kleinwalsertal. Auf dem Scheidplatz wird ein großes Zelt errichtet, es werden Würstle gegrillt, das Bier fließt in rauhen Mengen, ein kleiner Markt mit einigen Ständen wird betrieben und mitten auf dem Scheidplatz steht der Gerhard mit dem Mikrofon, der detailiert erklärt, welche Alpgemeinschaft mit wievielen Tieren wann kommt. Es ist schon sehr imposant, wenn zweihundert oder mehr dampfende, schwitzende Rindviecher mit riesigen Glocken hinter den stolzen Hirten auf den Scheidplatz einmarschieren. Und ein beeindruckendes Schauspiel ist es, wie der Hirte die Tiere auseinander kennt und jedem Bauern die Tiere zuordnet und übergibt. Für manchen Gast schaut es ein wenig beängstigend aus, wie die Tiere verladen werden, aber meist verläuft es friedlich und relativ ruhig. Die Tiere wissen, dass Sie in den Lastwagen befördert werden, um in den heimatlichen Stall zurückzukehren; der Bauer freut sich, dass daheim wieder Leben einkehrt und der Älpler freut sich auf den ersten freien Tag seit mehreren Monaten- und erwischt grundsätzlich ein Bier zuviel.
Der Viehscheid hat lange Tradition und beendet den Alpsommer, der für uns Alle wichtig ist- für die Einheimischen und für die Gäste. Wenn Ihr mehr darüber erfahren möchtet, dann könnt Ihr bei mir am Frühstückstisch alle Fragen stellen, ich erzähl gerne darüber.
Liebe Grüße, Eure Michi